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LandMobil – Vernetzt mobil auf der Schwäbischen Alb

Intermodale Mobilität soll auf der Schwäbischen Alb noch mehr Menschen Lust auf nachhaltigen Personenverkehr machen.

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Was genau ist der Ländliche Raum?

Bevor ich Dir mehr über das Projekt erzähle, gibt es hier eine kleine Beschreibung was sich denn hinter diesem “Ländlichen Raum” tatsächlich verbirgt. 

Tatsächlich ist dieser Begriff so einfach gar nicht zu definieren. Ganz grob geht es dabei um jenen Raum, der weder Stadtgebiet (Verdichtungsraum), noch zur Randzone eines Verdichtungsraums zählt. Vielleicht ist der Begriff “Umland” oder “auf dem Dorf/Land” gebräuchlicher. Aufgrund der tief greifenden Veränderungen der Erwerbsstruktur der letzten Jahrzehnte ist eine Abgrenzung des zunehmenden Stadt-Land-Kontinuums kaum mehr möglich. Heißt ganz einfach, die Grenzen zwischen Stadt und Umland verwischen. 

Herausforderung Mobilität im Ländlichen Raum

Vernetzte Mobilität ist nicht nur in Städten ein echtes Thema. Auch “draußen” auf dem Land wird es immer wichtiger Menschen eine nachhaltig und vernetzte Mobilität zu ermöglichen. 

Ganz grob und pauschalisiert lässt sich das Problem aktuell wie folgt beschreiben: Je weiter man einen Verdichtungsraum verlässt, je dünner wird das Mobilitätsangebot für den Einzelnen.

In der Stadt machen wir uns gar keine Gedanken. Wir laufen einfach zum nächsten Laden, oder nehmen die S- oder U-Bahn, den Bus, das nächste Leih-Rad, oder den nächsten E-Scooter. Auf solch ein breites Mobilitätsangebot kann aber in der Regel heute ein Bewohner des Ländlichen Raums eher nicht zurückgreifen. Das extremste Gegenteil zu einem Mobilitätsangebot eines Stadtgebietes ist wohl dort, wo es nur den (Schul)Bus Verkehr gibt. Das sind ein paar Busverbindungen Vormittags und ein paar Busverbindungen Nachmittags und das alles auch nur von Montag bis Freitag. Zudem fehlt dort, wo es Verkehre gibt aber eine Mobilitätslösung für die sogenannte “letzte Meile”. Im Ländlichen Raum ist damit nicht zwingend die eigene Wohnungstüre gemeint, hier ist es schon vollkommen ausreichend überhaupt in den entsprechenden Teilort zu gelangen. 

Der Landkreis Reutlingen hat sich dieser Herausforderung gestellt. 
Etwas mehr als eine viertel Millionen Einwohner in 26 Städten und Gemeinden leben im Landkreis Reutlingen auf einer Fläche von rund 1093 Quadratkilometern. Mehr als 50 Prozent der gesamten Fläche werden davon landwirtschaftlich genutzt. Weitere 35 Prozent nimmt der Wald ein. Lediglich rund 6 Prozent der Fläche ist mit Gebäuden bebaut.
Für das Projekt “LandMobil” wurden die beiden Gemeinden Münsingen und Engstingen, sowie deren Teilorte ausgewählt. Hier gibt es sowohl einige Busverkehre, als auch die Schwäbische Alb-Bahn im Linienverkehr, sowie in den Sommermonaten einige Freizeitverkehre. Für viele Menschen ist bisher der Weg zum nächst größeren Verkehrsknoten Reutlingen jedoch noch zu unattraktiv.

Lösungsansatz mit “LandMobil”

Mit dem Projekt “LandMobil” versucht der Landkreis Reutlingen in den beiden Gemeinden Münsingen und Engstingen die “letzte Meile” verkehrlich zu erschließen. Die Frage lautet hier ganz einfach: “Wie bekomme ich Menschen dazu den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu nutzen obwohl das eigene Auto vor der Haustüre steht?” Relativ gut an den Verkehrsknoten Reutlingen sind die Bahnhöfe und deren Bushaltestellen in Engstingen und Münsingen angebunden. Herausforderung ist daher die “letzte Meile” attraktiv zu gestalten. Mit dem Förderprogramm “LandMobil” des Bundes hat der Landkreis Reutlingen die Möglichkeit bekommen in einem Modellprojekt diese Art von Mobilität neu zu denken. 

Mobil mit Pedelecs von TIER

2021 wurde mit dem Kooperationspartner TIER Mobility SE ein E-Bikesharing-System im free floating Betrieb bestehend aus 100 Pedelecs aufgebaut. Die Pedelec Flotte ist ein Baustein des “LandMobil” Modellprojekts. Diese sind in allen Ortsteilen von Engstingen und Münsingen verteilt. Die Pedelecs haben bei voller Ladung im Schnitt eine Reichweite von bis zu 80 Kilometern. Es ist somit fast immer möglich mit einem Pedelec zur nächsten Bushaltestelle, oder zum nächsten Bahnhof zu gelangen.

Das Leihen des Pedelec ist dabei denkbar einfach. Wer schonmal in einer Stadt einen türkis-schwarzen E-Scooter geliehen hat, wird sich schnell zurecht finden. 

  • Man muss sich einmal die TIER App auf sein Smartphone laden.
  • Einmalig kostenlos registrieren und eine Bezahlmethode hinterlegen.
  • Beim Start der App wird eine Umkreiskarte dargestellt. Hier sieht man die nächsten Pedelecs in seiner Nähe. Tippt man ein Pedelec an, sieht man auch den derzeitigen Ladestand.
  • Entweder man tippt in der Karte auf das Pedelec und mietet es, oder man scannt mit dem Smartphone den QR-Code auf dem entsprechenden Rad. 
  • Das Schloss am Rad wird dann automatisch entriegelt und die Fahrt kann beginnen.
  • Ist man am Ziel angekommen, entmietet man das Pedelec über die App wieder.

Für das Entsperren fällt eine Gebühr von 1€ pro Fahrt an. Für jede weitere Minute werden 19 Cent berechnet. Wer das Angebot länger, oder auch häufiger nutzt kann auf sogenannte TIER Pässe zurückgreifen. Dort können unterschiedliche Minutenpakete gebucht werden.

Routingplattform landstadtmobil.de

Ein weiterer Baustein des “LandMobil” Modellprojekts ist eine eigene Routingplattform. Auf landstadtmobil.de kann man sich seine persönlichen Routenvorschläge für eine Wunschstrecke ausgeben lassen. Dabei wird in den nachhaltigen Routenvorschlag der ÖPNV, Auto, E-Scooter (in Reutlingen) und das das Leih-Pedelec (TIER) kombiniert. Zusätzlich besteht die Möglichkeit auch Fahrgemeinschaften zu nutzen, oder selbst anzubieten. Diese werden dann auch in das Routing mit einbezogen. Seit Juli 2022 wurde das Konzept durch E-Carsharing ergänzt. Auch dies ist Bestandteil im nachhaltigen Routingvorschlag. Mit dem E-Carsharing ist es nun auch einfacher den Flughafen, oder andere Landkreise anzusteuern. 

Die ausgewählten Mobilitätsknotenpunkte sind zusätzlich mit notwendiger Infrastruktur, z. B. abschließbaren Fahrradboxen am Festplatz in Engstingen und Fahrradabstellmöglichkeiten attraktiv gestaltet. So sind seit Juli zum Beispiel in der Meidelstetter Straße in Engstingen überdachte Fahrradständer aufgestellt worden. So wird der Umstieg auf den ÖPNV und das E-Carsharing-Auto erleichtert

“LandMobil” in der Praxis

Ich habe mir das Pilotprojekt einmal vor Ort genauer angeschaut und bin dazu über das Pfingstwochenende auf die Schwäbische Alb gereist. 

Anfahrt auf die Schwäbische Alb

Dabei habe ich die ganze Reisekette mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bestritten. Von Stuttgart bis Münsingen bedeutete das gerade mal zwei Stunden unterwegs zu sein. Damit gerade mal eine halbe Stunde länger als mit dem eigenen Auto. Aus meiner Sicht absolut akzeptabel und zudem entspannter. 

Vom Hauptbahnhof Stuttgart ging es mit einem Regionalbahn (RB18) zum Bahnhof Reutlingen. Hier hieß es dann am Busbahnhof auf den Linien Bus (7606) nach Münsingen umzusteigen. Dort angekommen musste ich noch in meine Unterkunft im Teilort Auingen. Mit dem Linien Bus 335 konnte ich auch dieses Stückchen mit Gepäck gut und einfach zurücklegen. Alles in Allem eine angenehme Anreise durch eine wunderbare Landschaft.

Mobil unterwegs mit dem TIER Pedelec

Ich habe das Pedelec von TIER dort auch gleich einmal als Rad für kleinere Ausflüge getestet. Dazu habe ich mir ein Pedelec direkt vor meinem Hotel gemietet. Die TIER App hatte ich schon auf meinem Smartphone nur einen Pass musste ich mir noch in der App buchen. 

Das türkis-schwarze Pedelec sieht robust aus. Die Sattelhöhe ist per Schnellspanner auch zügig eingestellt. Eine manuelle Gangschaltung gibt es nicht. Das Pedelec hat eine Automatik-Gangschaltung. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber funktioniert gut. Beleuchtung hinten und vorn ist dauernd eingeschaltet und sorgt auch bei Dunkelheit für gute Sicht. Da es hinten keinen Gepäckträger gibt, wurde vorn ein kleiner Korb fest installiert. Dieser ist robust genug um seinen Rucksack, oder kleinere Einkäufe zu verstauen. Ein Display gibt ein paar Informationen wie den Ladestand, oder die aktuelle Geschwindigkeit. Zudem ist ein Smartphonehalter integriert. Dieser kann nebenher noch das Smartphone kabellos laden. So lässt es sich beispielsweise auch auf dem Pedelec komfortabel mit dem Smartphone navigieren.

Auf einer meiner Testfahrten bin ich auf den ehemaligen Truppenübungsplatz geradelt. Er ist ein kleiner Teil des Biosphärengebietes Schwänbische Alb. Hier habe ich neben viel toller Natur auch AlbGut  besucht. In Teilen der ehemaligen Unterkünften haben sich heute einige nachhaltige Betriebe angesiedelt. Von der Nudelmanufaktur “Albgold”, über Galerien, bis hin zum tollen Café ist hier alles vertreten. 

Egal ob guter Weg, Schotter, hoch oder runter, mit dem Pedelec war ich immer recht gut unterwegs. Auf meinen Fahrten mit dem Pedelec hatte ich vereinzelt eine relativ schlecht eingestellte Hinterradbremse festgestellt. Einmal hatte ich auch Probleme mit dem entmieten direkt an einer Gebietsgrenze des Verleihsystems. Hier kann es manchmal zu Fehlern kommen, weil das GPS des Smartphones nicht genau ist, oder ähnliches. Nach telefonischem Kontakt mit dem TIER-Service konnte jedoch beides zu meiner Zufriedenheit gelöst werden. Die Bremsen wurden nochmals gezielt nachjustiert und auch zukünftig noch intensiver gecheckt. Prima.

Routenplanung mit landstadtmobil.de

Die Routenplanung von landstadtmobil.de auf dem Desktop ist klar und konzentriert sich auf das Wesentliche. Gibt man seinen Start- und Endpunkt ein bekommt man immer eine vernünftige Möglichkeit des Routings angezeigt. Es wird also auf eine sinnvolle Nutzung von Gehen, Pedelec, E-Scooter, ÖPNV, auto und ggf. Fahrgemeinschaften gewählt. Es wird nicht automatisch das Pedelec gewählt nur weil es direkt vor der Nase steht. Wenn es zu Fuß um die Ecke ist bleibt auch das Pedelec außen vor. Die Verbindungssuche funktioniert auch auf einem Smartphone einwandfrei. Für E-Auto Fahrer lassen sich auch die öffentlichen Ladestationen anzeigen.

Rückfahrt von der Schwäbische Alb

Zurück dauerte meine Reise mit dem ÖPNV etwas länger. Das lag aber am Feiertag. So brauchte ich etwa rund 3 Stunden nach Stuttgart. Von Auingen ging es mit dem Rad-Wanderbus Lautertal (Linie 298) nach Münsingen. Von dort stieg ich in den Schnellbus X2 nach Bad Urach. Dort ging es ohne lange Wartezeiten mit der Regionalbahn (RB63) weiter bis nach Metzingen. Hier musste ich noch ein letztes Mal in die Regionalbahn (RB18) nach Stuttgart steigen.

Alles in Allem mit kleinem Gepäck gut zu meistern.

Mein Fazit “LandMobil”

Das Modellprojekt zeigt, wie man unter den aktuell gegebenen Voraussetzungen die Mobilität im Ländlichen Raum verbessern kann. Durch eine intelligente intermodale Mobilität können auch ländlich geprägte Regionen attraktiv erschlossen werden. Nicht zuletzt kann dies einen Beitrag zur Reduzierung des Individualverkehrs leisten.
Bei meinem Aufenthalt konnte ich das Konzept ausgiebig testen und fand es tatsächlich praktisch. Ich kann mir gut vorstellen, dass damit für den Ein oder Anderen damit der Schritt zum Pendeln mit dem ÖPNV und co leichter fällt. Selbst als Urlauber kann man von „LandMobil“ profitieren. Die Verbindungen auf die Schwäbische Alb und das mobil sein in der Region wird so auch für den Urlauber attraktiver.
Interessant wird auch die weitere Entwickluing des Modellprojektes sein. Durch das neue Modul des E-Carsharings (ab Juli 2022) kommt eine weitere Möglichkeit der Sharing-Mobilität hinzu und eröffnet weiter Möglichkeiten. Gerade in der aktuellen Zeit und den expoldierenden Kraftstoffpreisen kommt ein Modellprojekt wie „LandMobil“ genau zur richtigen Zeit.
Ich wünsche dem Projekt, dass es auch über die Projektlaufzeit hinaus in einen Regelbetrieb übergehen wird. „LandMobil“ hat meiner Meinung nach das Zeug dafür.

Man darf gespannt bleiben. 

Das Förderprogramm “LandMobil”

Mit „LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen“ verfolgen das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE) das Ziel, zu gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land, auch im Bereich der Mobilität, beizutragen. Dazu werden praktische und innovative Lösungsansätze für verschiedene Mobilitätsbedürfnisse mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln und unterschiedlichen Organisationsstrukturen in ländlichen Räumen erprobt. Der öffentliche Personennahverkehr steht gerade auf dem Land vor großen Herausforderungen, weshalb passgenaue und zielgruppengerechte Lösungen notwendig sind.

Mehr Informationen zu “LandMobil”

Diese Reise war ein Auftrag
des Landratsamt Reutlingen.

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2 Kommentare

Alex 15. Juli 2022 at 13:40

Danke Dir für den Beitrag, ohne Dich hätte ich nicht gewusst, dass es so ein Angebot gibt und wie es aussieht. Okay, die TIER E-Bikes kenne ich auch aus Frankfurt, dort einmal gefahren aber zu teuer, da die Alternativen billiger sind (Stadtverkehr). Aber cool finde ich das Portal „landstadtmobil“. Definitiv ein guter Anfang. Und macht Laune auf selber ausprobieren. Wenn es jetzt noch Möglichkeiten gäbe E-Lastenräder oder vorhandenes Zubehör wir Fahrradanhänger (für Kind(er) zu koppeln wäre das sehr sehr cool. Vielleicht kannst Du das an die entsprechenden Stellen zurückspiegeln. Denn mit Kleinkind ist leider das Auto in vielen Punkten vorne…

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André 15. Juli 2022 at 13:49

Hallo Alex !
Danke für Deine Zeilen. Ja, ein Stadtverkehr wie in Frankfurt oder Stuttgart ist natürlich ein Traum. Deshalb finde ich das Projekt einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Die Anregung mit dem Lastenrad ist wirklich gut. Dann könnte man mit Kids und Einkauf vielleicht auch das ein oder andere Mal den SUV stehen lassen…
Merci

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